Nachhaltigkeitsreporting: Was die CSRD für Unternehmen bedeutet

Exterior of a modern building with a glass facade and trees, symbolizing sustainability and urban development.
CSRD

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird die Unternehmensberichterstattung in den kommenden Jahren tiefgreifend verändern. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Richtlinie, erläutert welche Unternehmen von ihr betroffen sind, beschreibt die Struktur der Richtlinie sowie die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen.

Einbettung in den europäischen Kontext

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine neue europäische Richtlinie, die den Rahmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen festlegt. Sie ist Teil des europäischen Green Deals, einer umfassenden Strategie der EU, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

Darstellung der Kosten des Klimawandels bis 2049 und der Vermeidungskosten bei Begrenzung auf 2 °C. Enthält ein Zitat von Luis de Guindos zu Risiken für Wirtschaft und Finanzsystem.

Die CSRD ersetzt die bisherige Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und verschärft die Anforderungen an die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten erheblich. Während die NFRD nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen zur Berichterstattung verpflichtete, weitet die CSRD den Kreis der betroffenen Unternehmen erheblich aus. Ab 2025 werden in der EU bis zu 50.000 Unternehmen und in Deutschland etwa 13.000 Unternehmen den neuen Berichtspflichten unterliegen.

Wen die CSRD in Deutschland wann betrifft

Die CSRD betrifft eine breite Palette von Unternehmen, darunter große Unternehmen und börsennotierte KMUs. Die Einführung erfolgt gestaffelt. Zu folgendem Geschäftsjahr zu berichten haben:

  • Geschäftsjahr 2024: Große Unternehmen von öffentlichem Interesse, die bereits nach NFRD berichtspflichtig sind, und kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden
  • Geschäftsjahr 2025: Bilanzrechtlich große Unternehmen, die zwei von drei Kriterien erfüllen: Bilanzsumme > 25 Mio. €, Umsatz > 50 Mio. €, Mitarbeitende > 250
  • Geschäftsjahr 2026: Kapitalmarktorientierte KMUs, die zwei von drei Kriterien erfüllen: Bilanzsumme > 0,45 Mio. €, Umsatz > 0,9 Mio. €, Mitarbeitende > 10. Diese Unternehmen können die Berichterstattung auf 2028 verschieben

12 ESRS-Standards definieren CSRD-Inhalt

Die CSRD definiert durch die 12 European Sustainability Reporting Standards (ESRS) klare Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Diese Standards sind in zwei Hauptkategorien unterteilt: Querschnittsstandards (ESRS 1 und ESRS 2), die allgemeine Berichtsanforderungen regeln, und themenspezifische Standards, die sich mit spezifischen Themen wie Klima, Umwelt, sozialen Aspekten und Unternehmensführung befassen. Besonders relevant sind hierbei die themenspezifischen Standards, da sie Aspekte wie Biodiversität, Ressourcennutzung und die soziale Dimension der Nachhaltigkeit adressieren, die zunehmend im Fokus regulatorischer Anforderungen stehen.

Übersicht der 12 ESRS-Standards (Allgemein, Umwelt, Soziales, Governance) mit thematischen Unterkategorien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Wesentlichkeitsanalyse und doppelte Wesentlichkeit

Ein zentrales Element der ESRS ist die Wesentlichkeitsanalyse, die auf dem Konzept der doppelten Wesentlichkeit basiert. Diese Analyse berücksichtigt zwei Perspektiven: die Impact-Wesentlichkeit, die die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft betrachtet, und die finanzielle Wesentlichkeit, die untersucht, wie externe Faktoren das Unternehmen beeinflussen können. Die doppelte Wesentlichkeit ermöglicht es, beide Perspektiven unabhängig voneinander zu betrachten, sodass ein Thema bereits dann berichtspflichtig ist, wenn es in einer der beiden Perspektiven als wesentlich eingestuft wird. Diese differenzierte Betrachtung trägt dazu bei, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung umfassend und transparent gestalten.

Die CSRD fordert Unternehmen heraus

Die Umsetzung der CSRD stellt Unternehmen vor mehrere Herausforderungen. Eine der größten ist die Erhebung und Bereitstellung der notwendigen Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette anstatt nur der Lieferkette. Dies erfordert nicht nur die Anpassung interner Prozesse, sondern auch eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und anderen Geschäftspartnern, um verlässliche und relevante Daten zu erhalten. Zudem ist die Qualität der Daten von entscheidender Bedeutung, da die Berichte zunehmend von externen Parteien, wie beispielsweise Investoren und Aufsichtsbehörden, geprüft werden. Dies erfordert ggf. (Prozess-) Anpassungen in bisher nicht geprüften Abteilungen.

Weitere Herausforderungen sind:

  • • Reputationsrisiken: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Berichterstattung korrekt und genau ist, um Vorwürfe des Greenwashings zu vermeiden
  • • Ressourcenknappheit: Mangel an Fachpersonal und hohe Kosten erschweren die Umsetzung
  • • Aufsetzen neuer Datenflüsse: Nachhaltigkeitsdaten werden z. T. zum ersten Mal erhoben, dies erfordert oft neue Prozesse und Verantwortlichkeiten
  • • Komplexe Konsolidierung: Dezentrale Datenerhebung (viele Bereiche, ggf. Nicht-EU-Töchter, Minderheitsbeteiligungen) erfordern komplexe Konsolidierung

Ziel sollte eine nachhaltige Verankerung in bestehende ERP-Systeme sein, anstatt paralleler Welten in Excel oder kostenintensiven Neusysteme aufzubauen. Neue und angepasste Datenflüsse sollten mit bestehenden Prozessen z.B. im Finanzbereich und Risikomanagement abgestimmt sein, um Abweichungen zwischen Berichten zu vermeiden und das Ausmaß an notwendiger Qualitätssicherung zu reduzieren. Dies bedarf eines durchdachten und fundierten Datenkonzeptes.

Nachhaltigkeitsberichterstattung als Chance begreifen

Trotz dieser Herausforderungen bietet die CSRD auch zahlreiche Chancen. Unternehmen sehen die neue Berichtserstattungsrichtlinie als Mehrwert stiftend an und stufen sie u.a. als relevant für die eigene strategische Arbeit ein (siehe Abbildung 3). Unternehmen, die die Anforderungen frühzeitig und proaktiv umsetzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern, indem sie bei Partner und Mitarbeitenden als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit wahrgenommen werden: Eine ehrliche Berichterstattung bietet die Möglichkeit, sich als Unternehmen mit seinen Werten darzustellen und sich dadurch von der Masse abzuheben.

Analyse der Bedeutung der CSRD für strategische Arbeit und Stakeholder-Transparenz. Beinhaltet Balkendiagramme zur Bewertung der Relevanz durch Unternehmen.

Zusätzlich ermöglicht die erhöhte Transparenz in der Berichterstattung, die Glaubwürdigkeit des Unternehmens bei Kunden, Investoren und der Öffentlichkeit zu stärken, was für zukünftige Finanzierungen an Relevanz gewinnen kann (siehe Abbildung 4). Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigt: 88% der befragten Banken sind der Ansicht, dass Nachhaltigkeitskriterien bei Kreditentscheidungen eine wesentliche Rolle spielen werden. Bereits heute berücksichtigen 51% der Banken Nachhaltigkeitsaspekte, was zu unterschiedlichen Zinskonditionen oder sogar zu einer Ablehnung von Kreditanträgen führen kann.

Darstellung der Rolle von Nachhaltigkeit in der Finanzierung. Zeigt die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Kreditentscheidungen und deren Bedeutung.

Durch die Orientierung an Best Practices anderer Unternehmen, z. B. durch Benchmarking, lassen sich eigene Strategien kontinuierlich verbessern. Des Weiteren können weitreichende Analysen der eigenen Wertschöpfungskette (finanzielle) Optimierungspotenziale aufdecken. Die Auseinandersetzung mit bestehenden Umwelt• und Klimarisiken ermöglicht es, diese zu managen und langfristig zu mindern. Eine ausführliche Befassung mit Nachhaltigkeit und der dadurch geschaffenen Transparenz kann somit bestehende Prozesse optimieren und Risiken frühzeitig sichtbar machen.

Frühzeitig beginnen

Unternehmen, die bereits 2024 Maßnahmen ergreifen, haben die Möglichkeit sich für die Berichtspflicht ab 2025 optimal zu positionieren.

Eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen der CSRD ermöglicht ein tieferes Verständnis für die Komplexität der neuen Regulierungen, die strategische Entscheidung über den Detailgrad der Berichterstattung und eine bessere Kontrolle über zeitliche und finanzielle Ressourcen für die Umsetzung. Unternehmen vermeiden somit sowohl überkomplexe Lösungen als auch zeitaufwendige Korrekturen zu einem späteren Zeitpunkt.

Schritte, die jedes Unternehmen noch 2024 durchführen sollte, sind:

  • • Zuständigkeiten festlegen und dedizierte Ressourcen einplanen
  • • Wesentlichkeitsanalyse durchführen, um relevante Nachhaltigkeitsthemen und Datenpunkte zu bestimmen
  • • Datenkonzepte entwickeln, um Prozesse zur Verarbeitung und ggf. Erhebung notwendiger Daten vorzubereiten

Fazit

Die CSRD markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Unternehmenswelt. Für Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, die neuen Anforderungen nicht als Bürde, sondern als Chance zu sehen. Wer frühzeitig handelt und die neuen Berichtspflichten strategisch nutzt, kann nicht nur regulatorische Risiken minimieren, sondern auch langfristig von einer stärkeren Marktposition und Erkenntnissen aus den Analysen profitieren. Es gilt, die CSRD als Impuls zu verstehen, um die eigenen Nachhaltigkeitspraktiken zu hinterfragen und weiterzuentwickeln – zum Wohle des eigenen Unternehmens und der Gesellschaft.

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